Von Frau zu Frau: Austausch mit Nina Scheer im Schlosshof Reinbek

Im Schlosshof des Schlosses Reinbek veranstaltete die SPD Reinbek mit der SPD-Bundestagsabgeordneten und Bundestagskandidatin Dr. Nina Scheer unter dem Titel „Von Frau zu Frau: Mehr Respekt vor Deiner Leistung: Kommen wir ins Gespräch“ eine öffentliche Diskussionsrunde zum Thema Gleichstellungs- und Frauenpolitik. Der Einladung waren etwa 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vorwiegend Frauen, gefolgt. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Dr. Cornelia Östreich, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen der SPD Schleswig-Holstein. Das Diskussionsformat band Wortbeiträge in Form von Erfahrungen und Fragen, wie sie durch die Teilnehmenden vorgetragen wurden, direkt ein. Marion Meyer, Co-Vorsitzende der SPD Stormarn, leitete in den Abend mit Grußworten ein.

Begleitet durch das aufklarende Wetter am Abend und musikalisch durch die Gitarre von Michael Jessen entwickelte sich eine lebendige Diskussion der Bürgerinnen und Bürger mit der Abgeordneten. So bestätigten sich Erfahrungen, wonach bei Übergriffen auf Frauen eine Mitschuld bei ihnen gesucht wird. Ähnlich verhielte es sich etwa bei Kleiderordnungen an Schulen, die Frauen gegenüber männlichen Mitschülern benachteilige. Ein männlicher Teilnehmer wies auf sexistische Sprache in Songs hin. Es sei nicht verständlich, warum beleidigende Wörter selbst von den hierbei diskriminierten Frauen verbreitet unkritisch aufgenommen würden.

Nina Scheer erläuterte die nach ihrer Überzeugung nach wie vor bestehenden Quellen für Ungleichbehandlung, die in auch heute noch bestehenden Unvereinbarkeiten zwischen Beruf mit Familie lägen. Dies treffe anteilig nach wie vor deutlich mehr Mütter als Väter. „Auch deswegen brauchen wir flächendeckende gebührenfreie frühkindliche Betreuung und Bildung“, so Scheer. Auch die Arbeit in Parteien sei im gewöhnlichen Zeitmanagement für Frauen kaum zu leisten, wenn bei ihnen zugleich deutlich mehr familiäre Aufgaben liegen. „Wenn heute nur 31 % Frauen im Deutschen Bundestag sind, ist dies für unsere Gesellschaft ein Warnzeichen und zeigt die Aktualität von Gleichstellungspolitik.“ Aus dem politischen Raum weiß Nina Scheer zu berichten, dass in Räumen mit mehreren Wortbeiträgen von sowohl Frauen als auch Männern eine Bezugnahme auf Wortbeiträge von Männern sehr viel häufiger und selbstverständlicher seien, als auf solche von Frauen, selbst wenn die betreffenden Aussagen zunächst von einer Frau kamen. Scheer: „Gleichberechtigung erfordert somit auch, den versteckten Alltagsdiskriminierungen aktiv entgegen zu wirken, wenn man sich nicht an Ungleichbehandlung beteiligen möchte. Denn Schweigen heißt auch hier: Zustimmung.“

Reinbek habe sich als Veranstaltungsort angeboten, denn vor 70 Jahren zog mit Friedel Ahrens die erste Frau in den Reinbeker Gemeinderat. In einer Zeit, in der Ehefrauen weder über ihr eigenes Vermögen noch über ihren Job entscheiden durften. Schon 1945 setzte sich das Ehepaar Ahrens für die Neugründung des Reinbeker SPD-Ortsvereins ein und 1948 wurde Friedel Ahrens Mitglied des Stormarner Kreistages. Der Reinbeker Ortsverein möchte das Andenken der ehemaligen Ratsfrau würdigen und gleichzeitig darauf aufmerksam machen, dass Frauen in der Kommunalpolitik immer noch häufig unterrepräsentiert sind.

Nina Scheer arbeitete vor ihrem Eintritt in den Deutschen Bundestag mehrere Jahre als Geschäftsführerin eines Wirtschaftsverbandes mit Ausrichtung auf die Vereinbarkeit zwischen Wirtschaft und Umwelt in Berlin. Nach Abschluss ihres Geigenstudiums und ihres ersten juristischen Staatsexamens promovierte die Mutter einer heute 17-jährigen Tochter 2008 im Fach Politikwissenschaft zum Thema: „Welthandelsfreiheit vor Umweltschutz?“. Scheer setzt sich seit vielen Jahren für eine zu beschleunigende Energiewende ein.

Beim Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter 08000 116 016 finden Frauen kostenfreie Beratung und Hilfe – an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr, anonym, mehrsprachig und barrierefrei.

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